„Kleine Schwalbe“

F1H-(S)chülermodell aus Thüringen

von Andreas Hornung.
Die „Kleine Schwalbe“ ist Andreas Hornungs Empfehlung als Standard-Jugendmodell für den Einstieg in F1H.

Dieses Freiflugmodell wurde im Jahr 2017 für die Schülerarbeitsgemeinschaft 'Modellbau' des Modellsportvereins „AeroNautic“ Bad Salzungen e.V. entwickelt. Ziel war es, ein robustes, leistungsfähiges Modell zu erhalten, welches in der handwerklichen Förderung von Schülern nach dem Prinzip „Modellbau von Grund auf - aus Rohmaterialien“ der Initiative „Modellbau bildet…!“ Verwendung finden kann. Im Laufe des Baus eines Prototyps durch einen Schüler erfuhr es im Jahr 2018 diverse Modifikationen, auch Hinweise von Andreas Rink flossen in die Konstruktion ein.


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Matthias beim Bau der Tragfläche​

Der in diesem Heft abgebildete Plan gibt den letzten Entwicklungsstand wieder.

Im Sinne möglichst umfassender handwerklicher Bildung ging es bei der Entwicklung des Modells nicht darum, Arbeitsschritte und Arbeitstechniken zu vermeiden – wie es der Fall bei Bausätzen ist -, sondern möglichst viele Arbeitstechniken unter Einsatz unterschiedlicher Materialien anzuwenden. Dazu gehört zum Beispiel, dass der spezielle Hochstarthaken aus zwei Teilen zusammengelötet wird und viele Beschlagteile in traditioneller Bauweise selbst hergestellt werden. Mit dem Ziel, einen hohen Bildungswert im Sinne des MObi-Gedanken zu implementieren, gibt der Plan Hinweise, wie man sämtliche Teile aus den vorhandenen Materialien in bewährter Manier selbst herstellen kann. Es obliegt dann dem Jugendleiter, welche Teile er den einzelnen Schützling in dieser Form herstellen lässt, und wo er den Baufortschritt dadurch beschleunigt, dass er vorgefertigte bzw. Kaufteile ausgibt, oder seinen Schülern zeigt, wie man durch einfacher herzustellende Teile schneller zum Ziel kommt.
Der Modellbauplan richtet sich an junge Modellbauer, die eventuell bereits das Modell „Spatz“ auf der Grundlage eines Bausatzes gebaut haben.

Die Konstruktion

Die Geometrie des Modells ist an die des Freiflugmodells „Andulka 2“ angelehnt. Im Gegensatz zu diesem Modell besteht der Rumpf aus einem nach unten geneigten Rumpfkopf und einem T-Profil-Leitwerksträger mit hängendem Seitenleitwerk. Außerdem besitzt das Modell eine einteilige Tragfläche. Die Wahl der Rumpfkonstruktion kam durch das Vorhandensein des benötigten Materials zustande – Massivholzlatten aus dem Rost eines alten Jugendbetts und die Lamellen ausrangierter Holzjalousien sind die Hauptzutaten für den Rumpf, der bei uns somit quasi im Upcycling entsteht. Die Montage des unten hängenden Seitenleitwerks an dem T-Profil-Leitwerksträger stellt für Schüler die einfachste Möglichkeit dieses Arbeitsschritts dar. Die Ausführung des Leitwerkträgers in Lindenholz sorgt für ein geringes Gewicht bei ausreichend Stabilität. Die verhältnismäßig geringe Drehsteifigkeit dieser Leitwerkträgerausführung ist bisher nicht negativ in Erscheinung getreten.

Die Rumpfkeule bekommen die Schüler etwas vorgefertigt in die Hände, sie hat bereits ihre grob vorgegebene Außenkontur. Die Aussparungen für Trimmkammer, Zeitschalter und den Hohlraum zur Gewichtsreduzierung (unterhalb der Tragfläche) werden durch die Schüler mit einer Laubsäge mit grobem Blatt hergestellt. Beplanken können die Schüler den Rumpfkopf mit 1 mm Sperrholz oder mit 2mm Balsa (mittelhart bis hart). Die Balsabeplankung ermöglicht eine großzügige Abrundung der Rumpfkeule während der mit Sperrholz beplankte Rumpfkopf eher eine kantige Form erhält.

Beeinflusst durch Wolfgang Schweidlers Modellkonstruktionen fiel die Wahl der Tragflächenkonstruktion auf eine ungeteilte Fläche, mit der Inkaufnahme einer gewissen Sperrigkeit beim Transport des Modells. Ziel war eine möglichst einfache Bauweise mit einer hohen Steifigkeit bezüglich sämtlicher Belastungen im Hochstart und damit ein gutmütiges Hochstartverhalten. Zur Steifigkeit der Tragfläche tragen folgende Konstruktionsmerkmale bei:
  • Nasenleiste aus Kiefernholz
  • Hauptholm aus Kiefernholz
  • Wurzelverstärkung des Hauptholms (Kiefer)
  • Wurzelbeplankung (Unterseite, Sperrholz 0,4 mm)
  • Wurzelfüllungen (Oberseite, Balsa 2 mm)
  • Bespannung mit Japanpapier (21 g/m² an Tragflügelunterseite und Oberseite zwischen Nasenleiste und Hauptholm – lediglich der Endfahnenbereich auf der Tragflügeloberseite vom Hauptholm zur Endleiste erfolgt mit 12 g/m² Japanpapier).
Zur Gewichtsreduzierung ist zu empfehlen, die Holme der Ohren in Balsa (mittelhart bis hart) und nicht in Kiefer auszuführen.

Eingefärbt wird das Japanpapier im Tauchverfahren mit wasserlöslicher Holzbeize der Marke Clou.

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Der Erbauer mit seinem Modell
Vorläufiges Fazit

Insgesamt haben seit 2017 fünf Schüler mit dem Bau des Modells „Kleine Schwalbe“ begonnen. Zwei Modelle wurden fertig gestellt, drei Schüler haben den Bau während der Corona-Pandemie unter- oder abgebrochen. Eines der beiden fertigen Modelle ist auf einem Wettbewerb in Eiterfeld im Herbst 2020 leider entflogen – das Nachfolgemodell ist nun in Bau.

Das Flugverhalten des Modells entspricht voll und ganz den Erwartungen. Anhand des Bauplans sind die Schüler unter fachkundiger Anleitung in der Lage, sich selbst ein leistungsfähiges F1H-Modell für den universellen Einsatz zu erstellen. Der Plan im Maßstab 1:1 kann als PDF oder in Papierform von der Initiative „Modellbau bildet…!“ bezogen werden. Der angemessene Vergütungsbeitrag fließt zu 100% in die Förderarbeit der Initiative „Modellbau bildet…!“. Diesbezügliche Anfragen sind über das Kontaktformular der Webpage oder per E-Mail an modellbau-bildet@gmx.de sehr willkommen.


Schülermeinungen

In der Schülerarbeitsgemeinschaft Modellbau unseres Vereins und in einem Ferienkurs am Haus der Luftsportjugend in Laucha an der Unstrut habe ich einige Wurfgleiter und andere Flugmodelle unter Anleitung der Betreuer gebaut. Mit dem dabei erworbenen Können wagte ich mich an den Bau des Freiflugmodells „Kleine Schwalbe“ heran. Anhand des Plans und mit Hilfe meines AG-Leiters Andreas war der Bau des Modells kein großes Problem für mich. Etwas Geduld hat mich der Bau aber gekostet, weil ich alle Teile selbst herstellen musste. Außerdem verzögerten die Unterbrechung der Modellbau-AG durch die Pandemie und der Umzug in neue Räume den Bau meines Modells. Beim Einfliegen der „Kleinen Schwalbe“ habe ich viele neue Dinge gelernt, weil mein Modell, trotz verschiedener Versuche dies zu ändern, einfach nicht rechts herum kreisen wollte. Nach einer kleinen Umrüstung darf das Modell nun links herum kreisen. Jetzt ist der Übergang vom Hochstart zum Gleitflug kein Problem mehr für mich. Während der Versuche, das Modell rechtskreisend einzufliegen, kam es bei einer Landung auf einem Maisstoppelacker zu einer Beschädigung der Nasenleiste. Bei der Reparatur habe ich gelernt, wie man durch schräg ausschneiden der Bruchstelle und neu einsetzten eines passenden Teiles solche einen Schaden beheben kann. Außerdem hat die Erfahrung mit der gebrochenen Nasenleiste dazu geführt, dass die aktuelle Version des Modells eine Nasenleiste aus Kiefernholz bekam. Nach dieser Reparatur und der Umrüstung der Gleitflugkurve fliegt das Modell nun sehr gut. Im Anschluss an die „Kleine Schwalbe“ habe ich mich entschieden in der AG Modellbau das F3K-Modell "Falke" aus einem Bausatz zu bauen, welches nun kurz vor der Fertigstellung steht.

Rudi, 15 Jahre​


Mit Hilfe meines Vaters habe ich schon vor meiner Schuleinführung kleine Wurfgleiter aus Balsaholz gebaut. Erst nur aus Bausätzen, aber das wurde irgendwann langweilig. Deshalb habe ich begonnen nach Schablonen meine eigenen Bauteile herzustellen, um endlich einen größeren Wurfgleiter zu bauen. Später traute ich mich auch an den Bau des Schleuderseglers „Star“ heran. Nach dem Bau eines Schiffsmodells habe ich 2018 die „Kleine Schwalbe“ gebaut, die mir leider nach zwei Jahren wegflog. Das Freiflugmodell ließ sich leicht bauen, ich brauchte aber etwas mehr Zeit da ich die Teile selber anfertigen musste. Dabei habe ich gelernt wie ich die Rippen für Tragfläche und Höhenleitwerk selber herstellen kann. Durch den Bau der „Kleinen Schwalbe“ weiß ich jetzt wie ein Freiflugmodell gebaut wird. Gerade bin ich dabei meine zweite „Kleine Schwalbe“ zu bauen.

Matthias Hornung, 12 Jahre


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Zur Verfügung gestellt von/aus THERMIKSENSE 2/2022

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